Der Stübi-Makerspace in Kirchdorf Süd ist der Makerspace für die Schule Stübenhofer Weg. Sie ist eine Langform-Schule (Jg. 1-13). So profitieren Schür:innen von der Vorschulklasse bis zum Abitur von den undenlichen Möglichkeiten des Makerspaces. Hier stellen wir Ihnen stolz das Projekt vor.
Überblick – Das Projekt „Stübi-Makerspace“
Das Projekt „Stübi-Makerspace“ der Schule Stübenhofer Weg setzt sich aus verschiedenen Projektteilen zusammen. Es geht bei allen Anstrengungen im Projekt darum, dass das neue Werkstattgebäude (Baubeginn 2022, ca. 2023 Fertiggestellung) zu einem schulischen Makerspace wird, in dem das pädagogische Konzept der „Maker Education“ angewendet wird und der in vielfältigen Zusammenhängen genutzt wird. Kindern wird im Makerspace der kreative Umgang mit Werkzeugen, Maschinen und Werkstoffen sowie „digitalen“ Werkzeugen in verschiedenen Lernsituationen ermöglicht. Es wird getüftelt und erfunden! Beim Hands-On- bzw. konstruktionistischen Ansatz der Maker Education erwerben die Kinder im Makerspace Kompetenzen beim Produzieren von Prototypen, Werkstücken und Kunstobjekten – also beim Tüfteln und Machen. Ziel allen Handelns ist immer das Herstellen eines Produkts. Beim Konstruieren und/oder Fertigen der Produkte „passiert“ der Kompetenzerwerb mit Spaß ganz nebenbei. Bei diesen Handlungen agieren die Kinder zunehmend eigenständig und oft intrinsisch motiviert. „Digitale“ Technik zu verstehen und kreativ für eigene Zwecke nutzen zu können steht dabei zwar im Fokus, ist aber kein Selbstzweck. Man darf auch komplett in der stofflichen Welt tüfteln. Es geht uns darum, dass sich die Kinder zu handlungsfähigen und mündigen Erwachsenen in der zukünftigen und hoffentlich gewandelten Welt entwickeln. Dazu gehört ausdrücklich die Einführung in digitale Fertigungstechnik wie 3d Druck, Laser-Cutting, CNC Fräsen oder digitalem Sticken und in die Programmierung mit Hilfe von Robotiksystemen und Mikrocontroller Entwicklungs-Boards. Unser Erfahrung nach stärkt wenig unsere kleinen Menschen so, wie das eigene Produkt nach einem mehr oder weniger selbst gestalteten Arbeitsprozess in der Hand zu halten. Selbstbild und Selbstbewusstsein verbessern sich in diesem nicht klassischen „Schulansatz“ erheblich. Das ist bei uns Erfahrungswissen – wir sind eine so genannte Technikkonzept- schule gewesen (Projekt der BSB wurde mittlerweile eingestellt), haben schon lange „Praxislernen“ und „Produktion“ im Schulprofil und experimentieren seit längerem mit Maker Education. Mit Hilfe der durch Projekte und Stiftungsanträge eingeworbenen Finanzmittel verbessern wir im Stübi-Makerspace Projekt unsere Ausstattung in den Bereichen „Möbel / Raumtechnik“, „Digitale Fertigung“, „Audio und Video Produktion“, „Virtual und Augmented Reality“, „Technisches Spielzeug“, „Programmieren / Robotik und Elektronik“ und „(Digitale) Textiltechnik“. Außerdem nutzen wir Finanzmittel für die Beschäftigung von Honorarkräften, um das Verhältnis von Schüler:innen und ausgebildeten Lernbegleitern zu verbessern. Wir haben dafür ein Angebot des Projekts Robotik@TUHH eingeholt und beabsichtigen weitere Honorarkräfte über den Schulverein einzukaufen. Alle Honorarkräfte werden nach unserem Kinderschutzkonzept geprüft und bei Einstellung fortgebildet, sodass sie die Prinzipien der Maker Education anwenden können. Einsetzen werden wir die Honorarkräfte entweder zum wöchentlichen sechstündigen Einsatz oder für besondere Veranstaltungen wie Hack- bzw. Makerdays. Insgesamt wird der Stübi-Makerspace über eine breite Palette von Möglichkeiten mit seiner Holz-, seiner Metall-, seiner Textilwerkstatt, seinen zwei Forscherräumen für Sachunterricht, seinen zwei Kunsträumen, den gestaltbaren Flurflächen und der Ausstattung verfügen. Das Stübi-Makerspace Projekt ist unsere Antwort auf die Frage nach der Verbessrung des MINT Unterrichts und dem Erwerb der 21st Century Skills.
Inklusion im Makerspace
Das neue Gebäude wird barrierefrei. Nach und nach sollen gestalterische Maßnahmen (z.B. visuelle) eine tiefere (neben Rollstuhlgerechtigkeit) Barrierefreiheit erzielen. Bei allem denken wir als Hamburger Schwerpunkt-Schule die Inklusion mit. Wir haben große Erfahrung im Bereich inklusive praktische Bildung. Viele Kolleg:innen unserer multiprofessionellem Teams haben entweder entsprechende Berufsausbildungen oder Fächerkombinationen (z.B. Sonderpädagogik & Arbeitslehre). Das Stübi-Makerspace Projekt soll es uns ermöglichen humanoide Robotersysteme einzusetzen. Wir freuen uns den Aspekt untersuchen zu können, welchen therapeutischen Wert solche interagierende Systeme haben. Unsere Erfahrungen zeigen, dass gerade Kinder, die im klassischen Klassenunterricht nicht zurecht kommen, im praktischen Unterricht in anderen Lernumgebungen (z.B. in Werkstätten) zu komplett anderen Schüler:innen werden können. Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Wir vermuten, dass es am Wegfall des großen sozialen Drucks und der großen Zahl an Reizen (Lautstärke, Bewegungen, …), dem Fehlen von kognitiv überfordernden Situationen im Klassenunterricht sowie daran liegt, dass das Erschaffen eines Produkts (wie gesagt) wie nichts anderes das eigene Selbstbild positiv verändert. Zur Inklusion zählt für uns auch, dass wir den Geflüchteten und zugezogenen Kindern in unseren internationalen Vorbereitungsklassen (iVk) den Zugang zum Makerspace ermöglichen. Wir können es mit unserer Kompetenz im Bereich von sprachsensiblem Unterricht und mit dem Ansatz der Maker Education diesen Kindern ermöglichen, Deutsch während des Tüftelns im Makerspace in einem ganz anderen Rahmen zu erlernen.
Berufs- und Studienorientierung
Ein gewichtiger Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit unserer Schule ist der Bereich der Berufs- und Studienorientierung (BoSo). Wir sind die Schule mit der zweitbesten Übergangsquote in Ausbildung nach Klasse 10 in ganz Hamburg – und das in einem Viertel mit dem geringsten Sozialindex KESS.1 Wir setzen in Sachen BoSo kurz gesagt auf den „Klebstoffeffekt“. Wenn sozial und bildungs- benachteiligte Schüler:innen mit Ausbilder:innen bzw. Betrieben durch Praktika und Kooperationsprojekte bekannt gemacht werden, haben sie größere Chancen dort in Ausbildung zu kommen. Unser Konzept der Fokusklasse in Jahrgang 10 (für Schüler:innen ohne oder mit schlechtem ESA) ist Vorbild für die von der BSB in ganz Hamburg eingeführten Praxisklassen. Die Schüler:innen sind die meiste Zeit im Haus der Jugend Kirchdorf oder in organisierten Praktika praktisch beschäftigt. Der Makerspace könnte weitere Praxisangebote ermöglichen. Im Zuge der Arbeit der Kolleg:innen der Fokusklasse und unseren vorherigen BoSo Maßnahmen haben wir ein großes Netzwerk an Kontakten zu der Wirtschaft aufgebaut. Darüber hinaus haben wir im Rahmen des Schulentwicklungsprojekts „MINTprax“2 des Li (Landesinstitut für Lehrer:innenbildung) und des BWH (Bildungswerk der Wirtschaft Hamburg) Kooperationsprojekte für die Sek. I entwickelt. Im Rahmen des „TUHH Nachwuchscampus“3 kooperieren wir mit Mercedes Benz, während wir im „MINTprax Projekt“ mit Aurubis kooperieren. Das Stübi-Makerspace Projekt wird von der MINTprax AG (mehrere Lehrkräfte) entwickelt. Der Makerspace soll weitere Möglichkeiten für BoSo Maßnahmen bieten. Angedacht sind z.B. Kurse und Workshops von und mit unseren Kooperationspartnern im Stübi-Makerspace. Aurubis hat z.B. im Gegensatz zu uns keine 3d-Drucker ;-). Die Werkstatttage für den Jahrgang 8 haben wir bisher beim TÜV Nord eingekauft, allerdings sind die Preise gestiegen, sodass wir das lieber selber organisieren und im Makerspace machen würden. Die reine praktische Beschäftigung beim Tüfteln und Machen im Makerspace bietet mit entsprechender Reflektion und Begleitung (wie in den Werkstatttagen) die Möglichkeit für die Schüler:innen in Frage kommende Berufsfelder zu identifizieren und Kenntnisse zu erwerben. Gerade im Bereich von IT- und handwerklichen Berufsfeldern haben Schüler:innen mit Defiziten im Gebrauch der deutschen Sprache bei nachgewiesenen Kenntnissen wie z.B. Beherrschung von Programmiersprachen trotzdem gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Nutzung des Makerspace
Der Makerspace wird natürlich während der Schulzeit im Rahmen des Schulbetriebs und des Ganztagsangebots genutzt. Wie genau wird im Moment (Stand 15.2.22) noch im Rahmen unseres Schulentwicklungsprozesses „Stübi in 5 Jahren“ entwickelt. Sicher ist aber die Nutzung im Rahmen unseres Profil- und Praxistages (PPT)4, dem Fach „Projekt“ und dem AG-Angebot. In diesen Feldern nutzen wir auch aktuell schon die Makerspace Exilräume (Zwischennutzungen von Räumen bis zur Fertigstellung des Werkstattgebäudes). So können wir auch schon jetzt vor der Fertigstellung des neuen Werkstattgebäudes bereits Ausstattung beschaffen und für Maker Education nutzen. Wir sehen im Übrigen nicht ein, dass der potenziell best-ausgestattete Schul-Makerspace Deutschlands in der Woche nach Schulschluss und an Wochenenden leer steht. Wir möchten dem Stadtteil Wilhelmsburg bzw. seinem Trabanten Kirchdorf Süd ein qualitativ hochwertiges und dauerhaftes Freizeitangebot machen, sodass sich Kinder in ihrer Freizeit sinnvoll beschäftigen können. Die Nutzung der Räume nach Schulschluss mit dem Eigentümer des Gebäudes zu klären, ist möglich und relativ einfach. Um ein Freizeitangebot machen zu können, braucht es dagegen Partner (Institutionen und Privat-Personen die Angebote machen) und Finanzmittel (Honorare, Material, ggf. Miete am Eigentümer, …). Erste Ideen dafür wären ein für Eltern offener Makerspace Nachmittag, ein regelmäßiges Repair-Café mit Fahrradwerkstatt oder CodeWeek Kurse für den Stadtteil. Im MakerLabs Projekt erarbeiten wir zudem gerade Kooperationsprojekte mit den Bücherhallen Kirchdorf Süd, Wilhelmsburg und dem RoboLab in der Zentralbibliothek.
Netzwerk und Projektteile
Um unsere Projektziele zu erreichen haben wir bereits ein Netzwerk gebildet, welches wir kontinuierlich weiter ausbauen. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang v.a. unser Netzwerk durch die Teilnahme an den Projekten „Stadtteilwerkstatt Wilhelmsburg“, „MakerLabs – Freiräume für die digitale Zukunft“6 und die Initiation des Makerspaces in Schulen Hamburg Netzwerks (MiSHN). Im Rahmen der „Stadtteilwerkstatt Wilhelmsburg“ bilden wir ein Netzwerk aus Bildungseinrichtungen und Jugendeinrichtungen der Elbinsel mit dem Ziel Kooperationsprojekte wie Makerdays7 oder Workshops an den einzelnen Standorten zu realisieren. Über das MakerLabs Projekt bekommen wir neben Mitteln für Ausstattung und dem Netzwerkbildungs-Aspekt (Bücherhallen, Save The Children, JungeTüftler:innen, Nachbarschule) vor allem Unterstützung bei der Aus- und Fortbildung von erwachsenen Lernbegleiter:innen (Lehrkräften, Schulangestellte mit anderen Professionen, Honorarkräfte) und so genannten „Peer-Trainer:innen“ (gleichaltrige Lernbegleitern). Der Aspekt von Aus- und Fortbildung ist aus unserer Sicht zentral bei der Umsetzung der Maker Education. Es ist ein Ansatz, bei dem das traditionelle „Lehrerbild“ im Weg steht. Ein weiteres Projekt, bei dem wir Finanzmittel eingeworben haben und Fortbildungen erhalten, ist das „Hublinge“ Projekt der Stabstelle Digitalisierung der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB). Die Fortbildungen werden in Zusammenarbeit mit der Initiative „Learnlife“8 aus Barcelona organisiert und durchgeführt. Die gesammelten Erfahrungen in den Fortbildungen beider Projekte werden von den beteiligten Stübi-Mitarbeitern in schulinternen Fortbildungen an das Kollegium weiter gegeben. Sie werden zu Multiplikatoren. Um uns mit anderen Schulen mit Makerspace und der Welt der privaten und Hochschul-Makerspaces, FabLabs und OpenLabs sowie weiteren Akteuren der Maker Education zu vernetzen, haben wir das „Makerspaces in Schulen Hamburg Netzwerk“ (MiSHN) initiiert.
Primäre Ziele
– Werkstattgebäude errichten und mit Lernmitteln und Mobiliar/Raumtechnik ausstatten.
– Schulentwicklung: Maker Education praktizieren. Die Ziele des Ansatzes sind natürlich auch Projektziele. Mal etwas völlig anderes machen. Schüler:innen und Bürger:innen zeitgemäßes Lernen ermöglichen. Einen „Wohlfühl-Schutz-Lern-Raum“ in der Schule schaffen.
– Lernbegleiter aus- und fortbilden. Kandidaten: Kolleg:innen, Schüler:innen, zusätzliche Honorarkräfte.
– Das Stübi-Makerspace Netzwerk ausbauen und davon profitieren.
– Freizeitangebote für den Stadtteil machen.
– Besondere Aktionen wie Makerdays, CodeWeek Kurse, Code Nights oder Wochencamps organisieren.
– BoSo-Angebot ausbauen. Auf die „digitale Arbeitswelt“ vorbereiten.
Sekundäre Ziele
Wir möchten den Kindern am Stübi Möglichkeiten bieten, die andere Kinder mit anderem sozialen Hintergrund zu Hause haben. Spätestens seit dem Film „Lehrer am Limit“ (wie der gesamte Stadtteil Kirchdorf Süd) hat Stübi wie traditionell der gesamte Stadtteil ein kleines Imageproblem, welches sich auch in Anmeldezahlen der Schule niederschlägt. Wir müssen deshalb bekannt machen, was unsere absoluten Stärken als Schule sind. Für unsere Öffentlichkeitsarbeit ist der Makerspace also potenziell Gold wert. Ein solches Leuchtturm Projekt an diesem Standort, kann für unsere Schule und auch für Kirchdorf Süd insgesamt eine große Aufwertung bedeuten. Vorbild wäre z.B. das KLICK Kindermuseum im Osdorfer Born. Der Makerspace hat aus unserer Sicht das Potenzial zu einem solchen Freizeitzentrum und einem Ort für die lokale Produktion von Produkten zu werden, wie es von dem FabCity Verein angestrebt wird. Über MiSHN und das HoFaLab bestehen Kontakte zum Bildungsbereich von FabCity. Damit leisten wir mit dem Einrichten eines lokalen Produktionszentrums wie dem Makerspace über den Bildungsaspekt hinaus auch einen Beitrag zur notwendigen Transformation der Gesellschaft und des Wirtschaftens. Mit dem Thema lokale Produktion rücken wir die Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in den Fokus unseres Tuns. Im Moment bauen wir z.B. im Rahmen des PPT eine „vertical farm“, anhand derer neben den ganzen technischen Fragen auch der globale Warenverkehr und die Nachhaltigkeitsbilanz von Nahrungsmitteln thematisiert wird.